PDF: Licht und Schatten
PDF-Dokumente sind aus dem Internet nicht mehr wegzudenken. Zu groß sind die Vorteile des Dateiformats, das ursprünglich nur für eine plattformunabhängige Druckausgabe sorgen sollte.
Eine gleichbleibende Darstellungs-Qualität auf verschiedensten Systemen, die Möglichkeit Formulare und rechtsverbindliche Dokumente anzubieten, tragen zur Beliebtheit bei. Manche Seitenbetreiber sehen sich gar dazu verleitet, wesentliche Inhalte ausschließlich als PDF anzubieten.
Das Problem dabei: Die barrierefreie Gestaltung von PDF-Dateien kann sehr aufwändig sein. Viele Hilfsmittel unterstützen das Format nicht. Inhalte werden oftmals nur als Bild gescannt und können nicht von Screenreadern vorgelesen werden. Strukturinformationen für Überschriften, Listen, Absätze (Struktur-Tags) sind bei vielen PDF-Dateien nicht vorhanden, so dass Orientierungsmöglichkeiten fehlen.
Im Zweifelsfall HTML
Wegen der Nachteile, sollten Sie PDF-Dateien nur einsetzen, wenn HTML nicht die gewünschten Möglichkeiten bietet. Oder anders herum: Grundsätzlich sollten Sie alles, was in HTML umgesetzt werden kann, auch in HTML umsetzen.
Beispiele sinnvoller Einsatzmöglichkeiten des PDF-Formats:
- Dokumente, die verschickt und bei allen Empfängern exakt genauso angezeigt werden sollen
- Dokumente mit rechtlicher Verbindlichkeit (digitale Signatur)
- Grafisch gestaltete Dokumente
- Mathematische Darstellungen, wissenschaftliche Schreibweise
- ggf. Formulare
PDF-Dateien zugänglich gestalten
Am effizientesten ist die zugängliche Gestaltung von PDF-Dateien, wenn die Barrierefreiheit von Anfang an mit in den Erstellungsprozess („Workflow“) einbezogen wird. Grundlegend ist die Definition von Dokumentstrukturen (Überschriften, Listen, Links etc.), die bereits in der Ausgangsanwendung (zum Beispiel im Textverarbeitungsprogramm) vorgenommen werden sollte. Nachträglich lassen sich PDF-Dateien nur sehr umständlich und ausschließlich mit recht teuren Werkzeugen barrierefrei bearbeiten.
Wichtige Merkmale barrierefreier PDF-Dateien:
- Strukturinformationen (Tags)
- Lesezeichen
- Sprachauszeichnung
- Textinformationen/Verzicht auf Schriftgrafiken
- Eindeutige Dokumententitel
- aussagekräftige und vollständige Meta-Daten
- Alternativtexte für Bilder / Grafiken
- aktive Links
- gute Kontraste
PDF/UA
Bis zur Einführung des ISO-Standards „PDF/UA“ im Jahr 2012 waren die Kriterien für barrierefreie PDF-Dokumente nicht klar definiert. Ziel ist ein bestmögliches Zusammenspiel von Entwicklungswerkzeugen, Autoren-Tools, Leseprogrammen und Hilfsmitteln. Der Standard schließt die Vorgaben der internationalen Richtlinien WCAG teilweise mit ein.
Bearbeitungswerkzeuge und Prüftools
Folgende kommerzielle Werkzeuge eignen sich zur Erstellung und Nachbearbeitung von barrierefreien PDF-Dateien (Auflistung nicht vollständig):
- Adobe Acrobat Pro – Werkzeug zur Erstellung und Korrektur von PDF-Dateien inklusive Barrierefreiheitsprüfung
Acrobat Pro-Testversion und weitere Informationen - Kofax Power PDF Advanced – Ähnlich Acrobat Pro inklusive Barrierefreiheitsprüfung, aber ohne spezifische Werkzeuge zur Verbesserung der Barrierefreiheit
Kofax Power PDF Advanced-Testversion und weitere Informationen - axesPDF QuickFix – Prüf- und Korrekturwerkzeug für barrierefreie PDF-Dokumente gemäß PDF/UA und WCAG 2
axesPDF Quickfix-Testversion und weitere Informationen - CommonLook PDF GlobalAccess – Plug-in für Acrobat Pro/Standard zur Korrektur und Überprüfung von PDF-Dateien gemäß Section 508, PDF/UA und WCAG 2
Weitere Informationen zu PDF GlobalAccess - axesPDF for Word – Microsoft Word Add-In zum Erstellen barrierefreier PDF-Dokumente gemäß PDF/UA und WCAG 2
axesPDF for Word-Testversion und weitere Informationen
Weiterführende Informationen zur Umsetzung
- Tipps zur Erstellung barrierefreier PDF-Dateien (PDF-Datei, 212 kB, 2 Seiten)
- Adobe Accessibility Design Center: Barrierefreie Dokumente aus Adobe-Anwendungen, teilweise in englischer Sprache
- PAC 2 Fehlermeldungen und ihre Behebung – Video-Tutorials von Kenny Moore (Englisch)
Zugänglichkeitstests
Einige Eigenschaften von PDF-Dateien, die die Zugänglichkeit beeinflussen, können automatisiert getestet werden. Aber auch hier gilt: Automatische Tests liefern wichtige Anhaltspunkte, ersetzen aber keine qualifizierten Nutzertests, sofern die Barrierefreiheit abschließend beurteilt werden soll.
Kostenlose Prüftools
- PDF Accessibility Checker (PAC) – Vom W3C empfohlenes Programm zur Überprüfung der Barrierefreiheit von PDF-Dateien gemäß PDF/UA.
Informationen zu PAC und Download - Commonlook PDF Validator – Umfangreiches Prüfwerkzeug, das PDF-Dateien gegenüber verschiedene Standards (PDF/UA, Section 508/HHS, WCAG) validiert. Vorausgesetzt wird Acrobat Pro oder Standard (Windows).
Informationen zu Commonlook PDF Validator und Download
Darüber hinaus eignen sich auch spezielle Programme, die PDF-Dateien optimiert für bestimmte Nutzergruppen darstellen, sowie Screenreader zum Testen:
- Callas PDFgoHTML – Plug-in für Acrobat Standard/Pro für eine linearisierte Darstellung der PDF-Struktur
Informationen zu PDFgoHTML und Download - VIP PDF-Reader für Sehbehinderte vom Schweizerischen Zentralverband für das Blindenwesen
Informationen und Download des VIP PDF-Readers