Wie blinde Menschen im Internet surfen
Blinde Menschen brauchen keinen Bildschirm zum Surfen. Auch die Maus ist überflüssig, weil blinde Menschen deren Bewegung nicht mit den Augen verfolgen können. Die Inhalte lassen sich blinde Nutzer von einem Screenreader vortragen. Das ist eine Sprachausgabe, die neben Texten auch Beschreibungen von Bildern laut vorliest. Außerdem lesen viele blinde Nutzer die Inhalte über die Braille-Zeile, die als Leiste vor der Computertastatur liegt. Die Braille-Zeile gibt den Text über Punktschrift aus: 8 bewegliche Stifte zeigen jeden Buchstaben und jede Zahl in einem Punktmuster. Der blinde Leser ertastet die Zeichen mit den Fingerkuppen. Die Braille-Zeile ist genauer als die Sprachausgabe. Der Nutzer kann die Rechtschreibung überprüfen und die Schreibweise von Fremdwörtern gut nachvollziehen. Auf einer Braille-Zeile werden 40 oder 80 Zeichen angezeigt.
Typische Barrieren
Bilder
Mit den Hilfsmitteln können sich blinde Nutzer nur dann leicht im Web bewegen, wenn die Informationen als Text und nicht als Bild vorliegen. Bilder ohne alternativen Text sind für blinde Nutzer nicht vorhanden. Auf einer Website können blinde Menschen nicht navigieren, wenn die Navigation nur aus Bildern ohne Beschreibung besteht. Der Nutzer kann dann nur raten, welcher Punkt zu den gesuchten Inhalten führt.
Frames
Ob eine Seite in Frames (Bereiche) unterteilt ist, wird von sehenden Surfern kaum wahrgenommen. Mit den Augen erkennen sie die Bereiche durch die Scrollbalken. Blinde Nutzer lassen sich bei Websites mit Frames ein Fenster mit den Frame-Bezeichnungen anzeigen. So können sie zu dem gewünschten Bereich springen. Bei unklar benannten Frames ist es für blinde Internet-Nutzer schwierig, sich auf der Seite zu orientieren. Ob sich zum Beispiel hinter der nichtsagenden Frame-Bezeichnung „fr01“ die Navigation verbirgt, können blinde Nutzer nur vermuten. Problematisch sind auch Seiten, die aus sehr vielen Frames bestehen.
Überschriften
Für das Erfassen von Inhalten brauchen blinde Menschen viel mehr Zeit als sehende Nutzer. Wer sieht, kann mit den Augen Bereiche überspringen. Blinde Nutzer können durch Überschriftenlisten spannende Inhalte schneller finden. Der Screenreader kann alle Überschriften einer Seite in einem extra Fenster auflisten. In der Überschriftenliste kann der Nutzer eine Überschrift wählen und so direkt zu dem zugehörigen Text gehen. Weniger interessante Bereiche können so übersprungen werden. Eine Überschriftenliste kann der Screenreader aber nur anzeigen, wenn die Überschriften im HTML-Code logisch ausgezeichnet sind. Überschriften, die nur fett aussehen, werden nicht in der Liste angezeigt.
Links
Auch Links können in einem extra Fenster losgelöst von den Inhalten der Website angezeigt werden. Der gewünschte Link kann von blinden Nutzern über die Linkliste schnell angesteuert werden. Sinnvoll ist die Liste aber nur, wenn die Links klar bezeichnet sind. Wenn bloß Links wie „mehr“ oder „weiter“ erscheinen, weiß der Nutzer nicht, welche Inhalte sich dahinter verbergen.
Tabellen
Der Screenreader liest alle Texte nacheinander, wie sie im HTML-Code vorliegen. In Tabellen wird eine Zelle nach der anderen vorgelesen: Von links nach rechts und von oben nach unten. Die Texte werden wirr durcheinander vorgelesen, wenn sie im HTML-Code durch Tabellen unlogisch sortiert sind. Was für sehende Nutzer auf dem Bildschirm gut geordnet ist, kann für blinde Nutzer in einer falschen Reihenfolge vorgelesen werden.